Sichtbarkeit durch bauliche Enge
Wir sehen uns heute als Haus- und Gartenbesitzer zunehmend mit dem Problem der baulichen Enge konfrontiert. Die Grundstückspreise steigen, die Bebauung wird höher, Häuser rücken immer näher zueinander, die Gärten werden kleiner. Durch die Enge der Gärten und die Mehrgeschossigkeit der Immobilien rückt das Problem der “Sichtbarkeit” auch immer weiter in die Höhe.
Oft reicht es nicht aus, eine Hecke oder Sichtschutzelemente an der Grundstücksgrenze zu platzieren. Die Nachbarn aus der fünften Etage können unseren Roman im Liegestuhl auf der Terrasse mit lesen. Aber seien wir mal ehrlich, selbst wenn keiner in unseren Garten schaut, es fühlt sich so an als ob es so wäre.
Auch der Pflanzenliebhaber muss in solchen baulichen Situationen Abstriche machen. Bäume, die in “normalen” Gärten ein unvergleichliches Ambiente verbreiten, haben einfach keinen Platz. Ein schöner Baum und der Garten ist zu.
Ganz aussichtslos ist die Situation allerdings nicht. Der Baumfreund und Liebhaber lebendiger Gärten findet hier bei den Formgehölzen Hilfe. Mit der Verwendung von sogenannten Spalierbäumen schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Wir können grosse Gehölze auf engstem Raum etablieren mit all den Vorzügen die auch freiwachsende Bäume auszeichnen (Blüte, Fruchtschmuck, Herbstfärbung). Zusätzlich lösen wir auf eine (in Deutschland) nicht (mehr) ganz alltägliche Weise das Problem unserer “Freunde” im fünften Stock gegenüber.
Wenn Aussenräume also nach einer vertikalen Grünstruktur verlangen, aber kein Platz für grosse Baumkronen zur Verfügung steht, finden wir bei den Spalierbäumen Freunde und Helfer. In diesem Fall erfüllen uns hochstämmige oder niedrige grüne Wände, flache Spalierformen aber auch Kronen in Würfel- oder Kubenform,unseren Wunsch nach Grün.
Wenn wir diese Formgehölze in einem repititiven Schema verwenden, also regelmässig bestimmte Kronenformen wiederholen, können wir Gebäudelinien in den Freiraum übertragen.
Wir bilden somit das lebendige Grundgerüst für unser “Wohnzimmer im Freien”.
Von weitem wirken solche Installationen wie “schwebende Hecken”. Solcher Art gestaltete Gärten wirken einzigartig in der klaren Linienführung und der lebendigen Blatttextur.
Spalierbäume kann man untereinander sehr lebendig kombinieren. In Verbindung mit der “Hecke am laufenden Meter” erhält man einen abwechslungsreichen und perfekt funktionierenden Sichtschutz.
Im Winter bleibt der architektonische Habitus klar erkennbar und verbreitet einen ganz eigenen Charme.
Tarnung und Intimität
Bei der Konzeption des eigenen Gartens sind wir oft mit unerwünschten Elementen des Nachbargrundstücks (aber auch des eigenen Terrains) konfrontiert. Hier können Spalierbäume eine Lösung bieten.
Geschickt positioniert, lenken die Pflanzen von den unschönen Elementen ab, verschieben den Horizont und leiten den Blick des Betrachters in eine andere Richtung.
Falls die störenden Elemente (z.B.: unsere Freunde im fünften Stock) zu erhöht liegen, können dachförmig geschnittene Bäume die gewünschte Intimität gewährleisten.
Arten und Grössen
Die Spalierlinde und die Dachplatane sind die bekanntesten Vertreter der Formbäume. Darüber hinaus gibt es aber noch zahllose andere Baumarten, die alle ihren ganz eigenen Reiz haben. Ahorn, Amberbaum, Buche, Blutbuche, Hainbuche und Parrotien sind nur eine kleine Auswahl aus dem Fundus der Baumschulen.
In dem Artikel Sichtschutzkombinationen Teil 7 – Sichtschutz-HPL, Hecke-am-laufenden-Meter, Spalierbäume und kastenförmig geschnittene Säulenbäume findet Ihr ein paar Anregungen zur kreativen Verwendung von Spalierbäumen.
Viel Spass damit, Patrick
One thought on “Spalierbäume – die schwebende Hecke”
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