6 Strategien zur Erhaltung einer freien Sicht und gleichzeitiger Sicherung der Privatsphäre
Manch einer kennt die Situation: wir haben eine exponierte Terrasse mit einem wunderbaren Ausblick über Wälder und Täler oder einfach über eine schöne Skyline.
Wäre da nur nicht der Fussgängerweg entlang der Südseite, von wo aus Dir jedermann auf den Teller schauen kann.
In solchen Fällen reicht oft die Einbeziehung eines einzelnen Sichtschutzelementes auf der Verkehrsseite aus, während die Seite mit dem Ausblick offen bleibt.
Leider wirken solche Einzelelemente oft unpassend, künstlich, aufgesetzt, reingepresst, ohne Materialkorrespondenz…..
Strategie N°1 –das Konzept der schrägen Achse
Hier kann ein ganz einfacher Trick helfen, den ich in meinen Gestaltungsprojekten gerne einsetze – das Konzept der schrägen Achse.
Hierbei verwende ich gerne Säulenbäume.
Was verstehen wir unter Säulenbäumen?
Wie der Name schon sagt, haben Säulenbäume einen schmalkronigen, säulenförmigen Wuchs.
Der Unterschied zu den Spalierbäumen ist die natürliche Wuchsform der Krone, weshalb kein Formschnitt notwendig ist.
Der Vorteil liegt also ganz klar in der Kosten- bzw. Zeitersparnis durch den wegfallenden halbjährlichen Form- und Pflegeschnitt.
Einmal gepflanzt, lassen wir der natürlichen Formentwicklung dieser Bäume freien Lauf.
Der Nachteil ist der grössere gesetzlich vorgeschriebene Grenzabstand im Vergleich zu den Formgehölzen.
Ich verwende das Konzept der schrägen Reihe mit Säulenbäumen sehr gerne, um einen einseitigen Sichtschutz an exponierten Terrassen zu schaffen, ohne die Seite komplett zu schliessen.
Hierbei werden die Bäume nicht nebeneinander gepflanzt (wie eine Hecke), sondern in einer schrägen Achse über die komplette Grundstücks-, bzw Hauslänge.
Von der Beobachterseite betrachtet wirkt die Achse, als hätten wir 4 Säulenbäume nebeneinander gepflanzt, welche dann auch den neugierigen Blick wirksam verhindern.
Betrachtet man das Ensemble allerdings von der Seite erkennt man eine gleichmässig aufgeteilte Säulenreihe.
Aus dieser Perspektive haben wir den Garten harmonisch strukturiert und symmetrisch gegliedert.
Mit solchen perspektivischen Tricks, kann man funktionierende Sichtschutzsysteme schaffen, ohne alles zu zubauen oder zu zu pflanzen.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen – elegante Linienführung, anstatt brutales Zumauern.
Das Pflanzenensemble wird nicht als „Sichtschutz“ erkannt.
Hier nun eine Auflistung der wichtigsten Bäume mit säulenförmiger Krone:
1. Säulenhainbuche –
Grösse 10-15 m, Breite: 6-10 m
2. Säulenbuche – Fagus sylvatica ‘Dawyck’
Grösse: 15-25 m, Breite: 3-6 m
3. Gelbe Säulenbuche – Fagus sylvatica ‘Dawyck Gold’
4. Säulenblutbuche – Fagus sylvatica ‘Dawyck Purple’
Grösse: 15-20 m, Breite: 4-6 m
Das Konzept der schrägen Achse ist natürlich nicht auf die Verwendung von Säulenbäumen, bzw. Pflanzen im allgemeinen beschränkt.
Grundsätzlich kann man jedes vertikale Element dazu verwenden.
Nachfolgend einige Anregungen:
-
Metallstelen
Metallstelen passen sich sehr schön in üppige Grünstrukturen ein.
Elemente aus Cortenstahl in Rostoptik wirken hier farblich sehr wohltuend und harmonisierend.
Der Garten erhält dadurch einen ganz besonderen Charme und Wärme.
Die dezente Wiederholung dieses Materials in der kompletten Gartengestaltung schafft, mit geringen Mitteln, ein fantastisches Ambiente.
Hier hat man keine andere Wahl, als den Garten zu betreten und die Nähe zu diesen Elementen zu suchen.
Elemente aus pulverbeschichtetem Aluminium bringen Farbe in den Garten.
Bei der Verwendung von beschichtetem Metall haben wir eine freie Farbwahl nach RAL oder DB-Farben.
Entweder sind wir hier mutig und bringen eine gänzlich neue Farbgebung in den Garten. In diesem Fall bringen die Farben Rot aber auch Mauve interessante Aspekte.
Die andere Möglichkeit ist die Verwendung bereits bestehender Farben der Gebäudearchitektur, wie etwa die Farbgebung der Fensterrahmen, des Daches oder der (Metall-) Fassade.
Hier erhalten wir ein geschmackvolles, harmonisches Gesamtergebnis.
-
Naturstein- oder Betonstelen
Die Verwendung von Naturstein als Stelen in der schrägen Achse macht dann Sinn, wenn das Material am Gebäude oder in den anschliessenden Belägen vorhanden ist. Beispiele: Schieferstele – Dachschiefer, Basaltfindling – Basaltbelag Einfahrt, Muschelkalkplatten hochkant – Terrasse mit Muschelkalkplatten usw….
Sehr schöne Ergebnisse erhalten wir bei der Verwendung von Sichtbeton oder gefärbten Betonfertigteilen als Achsenelemente.
Ein interessantes Mittel, um die bestehende Architektur in einer zeitgenössischen Art und Weise modern weiter zu führen.
Schön auch, wenn man das Material dezent wieder aufgreift, und als Wasserwände oder Terrassenmöbel wiederholt.
Keine Angst vor Eintönigkeit bei Beton.
Eine gut durchdachte Bepflanzung bringt Leben in die Gestaltung unter Beibehaltung einer ruhigen Grundstruktur – ZEN
-
Pflanzgefässe
Die repetitive Verwendung von Pflanzgefässen sorgt durch die Kombination von baulichem und grünem Element für Abwechslung.
Hier sind ebenso Metalle als Material möglich (siehe Metallstelen).
Aber auch die Verwendung von Erde in Form von frostfreiem Ton setzt Akzente.
Hierbei wird mit Kontrast gearbeitet. Schaut Euch einfach mal bei Atelier Vierkant um, mehr brauch ich dazu nicht zu schreiben -
Lasst Euch inspirieren!!!!
Strategie N°2 – der halbtransparente Sichtschutz
Falls Säulenbäume keinen Platz finden oder andere konzeptionelle Lösungen nicht möglich sind, kann man auf halbtransparente Sichtschutzelemente zurückgreifen. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um horizontale oder vertikale Lattenstrukturen, die im bestmöglichen Fall Fassaden- oder Terrassenmaterial, bzw. deren Linienführung, wieder aufgreifen.
Die Sichtschutzleisten sind hierbei auf Lücke angeordnet.
Dadurch kann Licht durchdringen. Diese Halbtransparenz lässt solche Elemente sehr leicht und elegant wirken. Auch hier entsteht der Eindruck einer schwebenden Struktur.
Der optische Trick!
Der praktische Nutzen beruht auf dem optischen Prinzip, dass eine halboffene bauliche Struktur mit zunehmendem Abstand des Beobachters immer blickdichter wird (Sichtschutz). Die Linien verschwimmen immer mehr und verschmelzen zu einem Ganzen.
Je näher wir an diesen Sichtschutz herantreten, desto durchsichtiger und blicktransparenter erscheint er (Ausblick).
Es macht also nur Sinn den halbtransparenten Sichtschutz zu benutzen, wenn wir ihn unmittelbar an unserer Terrasse aufbauen und wenn gleichzeitig der Standort eines möglichen Beobachters so weit wie möglich entfernt ist.
Positionieren wir unsere Terrassenmöbel direkt neben der Sichtblende, behalten wir unseren Ausblick und sind gleichzeitig geschützt.
Falls ein ausreichender Abstand des Beobachters durch die örtliche Situation nicht möglich ist, können wir den visuellen „Verschwimmungs-Effekt“ durch die Vorpflanzung einer halbtransparenten grünen Struktur verstärken.
Auf Deutsch: wir pflanzen Gräser oder Bambus vor die Sichtschutzwand. Unter Verwendung der richtigen Sorte (Link) erhalten wir eine leichte und transparente vertikale Struktur.
Besonders ästhetisch wirkt die Kombination von horizontalen Rhombusleisten zusammen mit streng vertikalen Gräsern oder Bambus.
Strategie N°3 – der „sunken garden“
Die konzeptionelle Absenkung einzelner Teilbereiche der Terrasse oder des Gartens zu Etablierung intimer Bereiche ohne Verwendung von baulichen Sichtschutz.
Strategie N°4 – der flexible Sichtschutz
Der aktuelle Trend bei den Neuheiten der Sichtschutzelemente, ist die Verwendung von verstellbaren Lamellen. Dabei kommen als Material ebenso Holz, wie Metall aber auch Kunststoffe zur Verwendung.
Strategie N°5 – Stoffe als Sichtschutz
Auch dieser Trend bietet Flexibilität. Einrollbare Sichtschutzelemente passen sich der gewünschten Situation an. Ob Privatsphäre oder Aussicht, ein stufenlose Anpassung ist möglich
Strategie N°6 – Loungemöbel und Sitzbänke in Kombination mit niedriger Bepflanzung
Die Strategie ist einfach: Privatsphäre wenn wir uns setzen, Ausblick wenn wir aufstehen.
Dies eingebunden in die Idee des Minipatios oder „sunken garden“ bietet massgeschneiderte Designlösungen für jeden Stil und jeden Geschmack.